bei mir stürmt es schon den ganzen tag so stark, dass mir fast das rohr vom kachelofen um die ohren fliegt und die fenster gleich mit. ansonsten scheint niemand was darüber zu erwähnen, wahrscheinlich ist der sturm nur in moabit. oder in meinem wasserglas, oder in meinem kopf. aber ich will mich ja nicht beschweren – in jakutsk sind es nach wie vor siebenunddreißig grad. minus.
jetzt hagelt es auch noch. bäh.

mein plan, karneval völlig zu ignorieren, ist in der theorie nicht ganz aufgegangen, weil mich zwischendurch doch das heimweh gepackt hat, in der praxis indessen völlig. in berlin geht das gut. wollte ich doch heute zur nubbelverbrennung in die ständige vertretung - weit gefehlt. dort war ein ganz normaler werktag, ohne jecke, ohne höhner, ohne nubbel, ohne alles. am hauptbahnhof, auf dem weg dorthin, überkam mich kurz die freude: ah, schön rot geschmückt, rote funken alaaf - aber nein, beim näheren hinsehen entpuppten sich die roten lampions als festschmuck fürs bevorstehende chinesische neujahr. nee klar, den chinesen will die bahn ja ihre technologie verkloppen, nicht etwa den rheinländern, die gehen ja im zweifelsfalle auch zu fuß nach kölle.
kopfschütteln. nächstes jahr wieder in köln. das tue ich mir nicht noch mal an.

was heißt schon unwort des jahres? I MEAN IT! die herdprämie aus dem hause saoirse geht dieses jahr an frau gaga:



es geht doch nichts über das gefühl, was sich nach dem aufwachen aus dem koma einstellt, wenn man anschließend eine geputzte küche vorfindet. mein herzlichster dank geht auch an die ideengeberin. bei mir habt ihr eine lebenslange herdprämie gut.

... ick sach euch, leute, ist der bezirk der zukunft. hier darf nach wie vor in den allermeisten kneipen geraucht werden, das parken ist gratis und die mieten bezahlbarer als sonst irgendwo in der republik. und trotzdem ist es BERLIN-MITTE! welcher prenzlberger oder f'hainer kann das schon von sich behaupten?
seit ich zurückgekommen steht in jedem blog mindestens ein beitrag über das nicht-mehr-rauchen-dürfen in berliner kneipen. ich frage seitdem immer vorsichtig nach, ob die aschenbecher jetzt dekoration seien in den kneipen - nein, übergangslösung, bekomme ich ausnahmslos zur antwort. tja ja, eine übergansglösung sollte meine wohnung hier auch sein. heute wohne ich seit 5 jahren darin. ganz versöhnt habe ich mich mit dem delinquenten umfeld immer noch nicht (ja: ich kenne erwachsene männer, die schießen können und trotzdem angst haben, mich mit der u-bahn besuchen zu kommen).

ich korrigiere also die eingangs gemachte aussage: MOABIT, der übergangsbezirk in die zukunft...

jakutsk und buenos aires sind nicht nur zeitlich exakt 12h auseinander, sie unterscheiden sich momentan in der temperatur auch nur durch das vorzeichen (siehe side-bar hier im blog). ich glaube wetterbedingt, dass es eine richtige entscheidung war, weihnachten in argentinien zu verbringen und nicht den ehemann auf eine weitere sibirische forschungsreise zu begleiten.

einen gesegneten ersten advent allerseits!

am ende der ballade hat farin immer recht:

AUS DEM TAGEBUCH EINES AMOKLÄUFERS
(M/T: Urlaub)

Die neue Rechtschreibung ist da und sie hat den Euro mitgebracht,
und zusammen haben sich die zwei das neue Bahnpreissystem ausgedacht.
Wenn mich früher nichts zum Wahnsinn brachte, jetzt ist es soweit.
Leben wir nicht in einer herrlichen Zeit?

Marcel Reich Ranicki, den kann der Teufel holen,
das meist gelesene Buch in Deutschland ist von Dieter Bohlen.
Und wenn ich vorher nicht an das Böse glaubte, jetzt ist es soweit.
Leben wir nicht in einer herrlichen Zeit?

Und weil Weihnachten so schön ist, fängt's jetzt schon im Sommer an,
dass man in jedem verschissenen Supermarkt Weihnachtslieder hören kann.
Und wenn ich bisher nie an Selbstmord dachte, jetzt ist es soweit.
Leben wir nicht in einer herrlichen Zeit?

(ich hatte heute echt probleme, für das geburtstagskind einen kuchen ohne leb-, domino- oder spekulatius in der vorsilbe zu besorgen)

der katholizismus ist eine mischung aus barock und elektrifikation. so hat ein kollege mal das irland der Plastikjesusse beschrieben. dieser elektrifizierten devotionalie hier ist wohl nichts hinzuzufügen:

In einem kleinen Schrein aus Plexiglas kommt sie daher, würdevoll erhöht auf einem Sockel stehend, von einer transparenten Glocke schützend umhüllt. Wenn sie zur Arbeit schreitet, kann sie sich von beidem befreien. Mit dem Computer verbunden erwacht sie zum Leben, ihr rotes LED Herz fängt an zu schlagen - im Ruhezustand langsam, beim Verbinden oder Speichern von Daten schneller. In ihrem Heiligenschein trägt sie ihn eingraviert, ihren Auftrag - Oh Maria, keep my data safe!

zu bestellen bei maria usb. via zitty weihnachtsbeilage.

heute abend/nacht direkt vor meiner haustür:
moritz bleibtreu a.k.a. baader und martina gedeck a.k.a meinhof beehren mit uli edel die letzte bastion des westberliner proletariats und deren seit dem deutschen herbst unveränderte (nein, pardon, doch etwas abgerocktere, aber im dunkeln sind ja alle häuser grau) kulisse als drehort. eindeutiger vorteil: die palästinensischen komparsen gibt es hier gratis dazu. sind zwar libanesen, aber das merkt ja keiner.

- single-männer, die unbetreute persona-computer in ihren badezimmern liegen haben, sind suspekt. um sie bei einem one-night-stand liegen zu lassen, sind die dinger nämlich schlicht und ergreifend zu teuer und zu aufwendig in der neuinstallation. es sei denn, frau hat die mission erfüllt und ist schwanger geworden.

- partysmalltalk mit einem ganzen sofa voll literaturagentinnen. mein einziger gedanke: wenn ich heute nacht noch ein einziges mal das modewort "inhaltsbefreit" höre, springe ich jemandem ins gesicht.

- es gibt nicht viele männer, mit denen ich alt werden wollen würde. mit einem von denen bin ich verheiratet. ein zweiter arbeitet gerade daran, mich umzustimmen. und zwar in die negative richtung. ersterer satz wurde im beisein des letzteren mannes geäußert.

- eine der hundert sachen, die ich unbedingt noch tun wollte, bevor ich erwachsen und langweilig werde: über jemanden in dessen eigener uniform herfallen. lecker! mehr!

wie schlecht muss es dieser stadt finanziell gehen, damit sie harmlosen radfahrern 84,71 EUR (in worten: vierundachtzig euro und einundsiebzig cent) für das überfahren einer roten fußgängerampel abknöpft? ich habe ja einiges erlebt in meiner fünfzehnjährigen karriere als autofahrerin, aber so eine saftige strafe habe ich noch nie bekommen. und einen punkt in flensburg hatte ich auch noch nie (wie ironisch, ausgerechnet jetzt, wo ich mich schweren herzens von meinem heißgeliebten auto getrennt habe, bekomme ich einen). die begründung lautet übrigens sehr prosaisch: 2 sekunden.
da ist schwarzfahren mit der bvg doch deutlich billiger.
grmmppfff...
(hö hö, wenigstens habe ich jetzt mal wieder einen beitrag zum thema "berlin, brauchtum und beleuchtung", der alle drei Bs abdeckt).

edit: gerade noch einen weiteren erfreulichen brief geöffnet: ab dem 10.01.2038 bekomme ich eine altersrente von 167,63. yipppiieee, davon kann ich zweimal im monat in berlin ohne anzuhalten fahrradfahren!