1
Mai
2006

Tag Eins: Letzte Reisevorbereitungen und Abfahrt

Da ich die Reise relativ kurzfristig geplant hatte, konnte ich mich nicht mit allen Einzelheiten auseinandersetzen. Wichtig ist nur, dass ich heute noch losfahre. Und zwar bei Tageslicht.

Gestern spät in der Nacht bin ich in meinem Hexenhäuschen in Königswinter angekommen und habe die Gwyfyn (so heißt das Motorrad) in Augenschein genommen. Unterwegs hatte ich eigentlich schon fast beschlossen, die arme Suzi ihrer eigentlichen Bestimmung "Siebengebirgs-Westerwald-Tagestouren-RoadGranny" zu überlassen, ein Flugticket nach Amerika zu buchen und mir dort erst einmal für den Highway 66 eine gebrauchte Chopper japanischer Produktion anzuschaffen (ja, ich boykottiere H.D.). Ein Wunder war jedoch geschehen. Der temporäre Untermieter Tom hatte die heißgeliebte Grüne nicht nur TÜV-fertig gemacht, indem er ihr liebevoll einen Auspuff zusammengeschweißt und die Sitzbank neu gepolstert hatte, er hatte mir sogar neue Reifen spendiert (die hatten zwar noch Profil, waren aber schon fast zehn Jahre alt) und obendrein einen richtig schicken ledernen Tankrucksack besorgt. Es konnte also losgehen. Die erste Hürde - das Schrauben - war mir abgenommen worden. Das ist doch ein richtig gutes Vozeichen für die Reise.
Die nächste Hürde ist die Planung der Reiseroute. Natürlich will man - in alter Hippy-Tradition - auf dem Landweg nach Indien. Diverse Kleidervorschriften und Visabestimmungen konnte ich nicht so ohne weiteres einhalten. Mein ursprünglicher Plan, den Motorradhelm nicht ein einziges Mal in der Öffentlichkeit abzunehmen, während ich den Iran durchquere, erschien mir aus diversen Gründen nicht realisierbar. Zum einen drücken selbst die besten BMW-Helme irgendwann, zum anderen will man ja schließlich auch mal essen gehen oder abends im Sonnenuntergang sitzen und sich den Wind durch die Haare streifen lassen.
Also erkläre ich Kiew zu meinem ersten Reiseziel und überlege mir dann irgendwo in China, ob ich Indien mitnehme.
[Anmerkung: Es ist, gemessen an einem Erdumfang von knapp über 40.000 km, erwiesenermaßen unrealistisch, die Erdumrundung in 30 Tagen mit dem Motorrad als einzigem Transportmittel zu bewerkstelligen. Daher werde ich mir unterwegs überlegen, ob ich die Story im Zeitraffer schreibe oder die Kiste irgendwann stehenlasse und mit dem Flugzeug weiterreise. Jetzt will ich aber erst einmal den Asphalt streicheln. Nachgedacht wird später].
Noch kurz den Inhalt des Tankrucksacks beschreiben:
Zwei Bücher müssen mit: der Klassiker (Phileas Fogg) und die Gebrauchsanweisung (Jupiter's Travels von Ted Simon). Bei einer Internet-Recherche stelle ich fest, dass es davon längst eine
Fortsetzung gibt, also bestelle ich mir diese noch per Expressversand. Macht drei Bücher. Plus die obligatorische Biker-Bibel sind vier. Klamotten braucht man nicht viele, da man ja das fette Lederzeug sowieso am körper trägt. T-Shirts und Unterwäsche. Schminke fällt auch weg, also nur Waschzeug. Was gehört in eine Biker-Apotheke, was nicht ohnehin schon im Verbandskasten unter der sitzbank wäre? Ach, mir wird schon nichts passieren, und wenn, dann rettet mich bestimmt irgendein sexy Medizinmann. Handy nehme ich auch nicht mit. Oder doch? Als Notrufstation. OK, ich nehme es mit, werde es aber nur im Notfall anmachen. Der Schutzengel Tom bastelt mir schnell noch eine Ladestation für die Motorradbatterie. "Aber nur im Notfall verwenden, und auf jeden Fall nach dem Laden 50km fahren, sonst verreckt dir die Batterie zu schnell" rät er.
Ich habe mich bewusst bei niemandem verabschiedet. Die Leute würden sich zu viele Sorgen machen. Da ich ohnehin derzeit arbeitslos bin, muss ich auch nirgendwo kündigen. Es gibt überall nette Mitbewohner, die nach der Post schauen werden.
Und - ab Richtung Osten. Mit dem Autoreisezug nach Warschau. Nein, nicht weil ich eine Spielverderberin bin, sondern weil ich einfach keinen Bock habe, die Reise mit 700km deutscher Autobahn zu beginnen. Ich will möglichst schnell fort ins Unbekannte. Morgen früh bin ich in Warschau, und von da fahre ich nach Kiew.
Im Zug ist ein Jugendorchester auf dem Heimweg aus Wien. Wir versammeln uns im Speisewagen und sie spielen extra für mich das Klarinettenkonzert von Mozart in A-Dur (KV 622). Ich lerne ein paar polnische Vokabeln, bin froh, dass die Truppe auch ohne Alkohol fröhlich ist (beim Motorradfahren gilt für mich eine strenge 0-Promille-Regel) und nehme gar nicht wahr, dass wir Berlin schon längst hinter uns gelassen haben.
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