13
Feb
2008

mut zur lücke

auch wenn es sich anhört wie (science) fiction, ist das, was folgt, leider bittere realität (seit der letzten gesundheitsreform). ein freund war neulich beim zahnarzt und dieser stellte fest, dass er eine wurzelbehandlung braucht. so weit so gut, ist ja schon unangenehm genug. aber nein, er sollte diese auch selbst bezahlen, angeblich weil er neben dem zahn, der die wurzelbehandlung brauchte, eine zahnlücke hat. da für mich der eine sachverhalt keine logische konsequenz aus dem anderen darzustellen schien, begab ich mich erst mal auf gugelsuche, die recherchen brachten mich zu dem zahnschmerzenden ergebnis, dass es tatsächlich wahr ist: wurzelbehandlungen werden nur von der kasse gezahlt, wenn sie (so wörtlich) der erhaltung einer geschlossenen zahnreihe dienen. in allen anderen fällen wird nur das ziehen bezahlt. hört sich unglaublich an, sind wir doch alle in dem glauben aufgewachsen, ein zahnarzt sei dazu da, zähne zu erhalten und sie nicht ohne grund einfach zu extrahieren. demnächst wird man wohl auch hierzulande die wohlhabenderen an ihrem gebiss erkennen.

11
Feb
2008

im qualm erfroren

da bekommt meine rubrik "smoking chills" eine völlig neue dimension: mit jakutsk telefoniert, dort sind es -50°C (wer es nicht glaubt, kann gerne zu der dortigen nacht hier bei mir in der sidebar nachlesen), und es herrscht rauchverbot in allen geschlossenen räumen. da kommt einem hier in berlin das rauchen vor der tür doch richtig frühlingshaft vor.

6
Feb
2008

leberentgiftung

da kam doch kevinhorstsundkevinpetrasmama neulich mit einer packung Liver Detox. "if you have had a spot of overindulgence" lese ich da auf der verbraucherempfehlung. nun, deutlicher kann ein wink mit dem zaunpfahl wohl kaum noch sein. also begebe ich mich in eine jahreszeitgemäße 40tägige totalabstinenz. sollten den mitlesern gewisse entzugsbedingte veränderungen meines schreibstils auffallen, bitte ich dies zu entschuldigen. ich rauche ja noch. und ich freue mich schon auf ostern.

5
Feb
2008

karneval made in china?

mein plan, karneval völlig zu ignorieren, ist in der theorie nicht ganz aufgegangen, weil mich zwischendurch doch das heimweh gepackt hat, in der praxis indessen völlig. in berlin geht das gut. wollte ich doch heute zur nubbelverbrennung in die ständige vertretung - weit gefehlt. dort war ein ganz normaler werktag, ohne jecke, ohne höhner, ohne nubbel, ohne alles. am hauptbahnhof, auf dem weg dorthin, überkam mich kurz die freude: ah, schön rot geschmückt, rote funken alaaf - aber nein, beim näheren hinsehen entpuppten sich die roten lampions als festschmuck fürs bevorstehende chinesische neujahr. nee klar, den chinesen will die bahn ja ihre technologie verkloppen, nicht etwa den rheinländern, die gehen ja im zweifelsfalle auch zu fuß nach kölle.
kopfschütteln. nächstes jahr wieder in köln. das tue ich mir nicht noch mal an.

2
Feb
2008

Kinderwagen in Flecktarn

(diese geschichte hat zwar nichts mit karneval, wohl aber mit lust am verkleiden zu tun, deswegen möchte ich sie heute gerne unter die leute bringen).

"Yippie yippie yeah, yippie yeah, Krawall und Remmidemmi" scheppert es mit Nenas immer noch erschreckend unverbrauchter Stimme aus dem iPod, und Valerie Fröhlich wird sich angesichts der Überzahl biertrinkender Halbstarker in der S-Bahn der Tatsache bewusst, dass ihr der Sinn an diesem Samstagabend eher nach wilder Party als nach einem Hockabend mit Cello-Suites und Veuve Cliquot steht. Was von den Flaschenkindern keiner weiß: In Valeries Designer-Trolley befindet sich der Inhalt eines ganzen Kastens Augustiner Edelstoff – der ultimative Liebesbeweis an die Gastgeberin Victoria. Valerie erwartet von diesem Abend nicht wenig: ihre Autobiographie soll einem Agenten vorgestellt werden. Das Ganze ist zwar geschickt als Geburtstagsfeier getarnt, soll aber vordergründig der Netzwerkbildung zwischen Romanautoren dienen.

Folgerichtig gibt es Literatur-Smalltalk vom Feinsten. So sehr es Valerie auch schmeichelt, als Autorin vorgestellt zu werden, für destilliertes Verleger- und Agentengeplauder hat sie einfach nicht das nötige Sitzfleisch. Sie denkt sich stattdessen Geschichten aus, in denen die Anwesenden jedoch zumeist nur Statistenrollen spielen.

Werdende, soeben gewordene und bereits routinierte Mütter säumen das Geschehen. Angesichts der Wahl zwischen Germanistinnengewäsch und Diskussionen über die potenziellen Auswirkungen einer Fruchtwasseruntersuchung fällt Valerie die Entscheidung nicht schwer, sich ihrer allsamstäglichen Lieblingsfrage zu widmen, derjenigen nach unbürokratischem Sex. "Aber wo so schnell einen potenten Erlöser herzaubern?", schießt es durch ihren hormongeplagten Schädel. Die Anwesenden wirken alle etwas zu wohlerzogen. Da fällt ihr ein, dass sie ja ohnehin latent verabredet war, den Bierkasten aber dann doch alleine zur Feier tragen musste. Handy gezückt, Nummer des Feldwebels ihres Vertrauens gewählt. Vorwurf wegen der nicht erfüllten Rolle des Chauffeurs vorgetäuscht. Eine halbe Stunde und zwei Champagnergläser später steht er mit einem Sixpack Beck's ausgerüstet bereits wochenendbierselig im Türrahmen. Allerdings hat er noch einen Kameraden im Schlepptau.
"So war das nicht gemeint", flötet sie der Gastgeberin ins Ohr. "Er sollte eigentlich nur den Bierkutscher spielen. Dieser mitgebrachte Charakter stand schon gleich gar nicht im Drehbuch." "Der kölscht ja wie ein ganzer Karnevalszug", sagt jemand im Vorbeigehen. "Ist doch süüüüß" zwitschert dessen bekokste Begleiterin. "Lass ihn uns casten!".

Der verhinderte Getränkefahrer wird angesichts der erschreckenden Zahl alleinerziehender Mütter mit Kinderwagen zum Begleiter für die Heimfahrt umfunktioniert.
"So so, man trägt Pullunder und Hornbrille heutzutage. Gut zu wissen", sagt der nun anhand der klaren Rollenverteilung nicht mehr so schüchterne Soldat zu Valerie.
"Was machst du denn, wenn du nicht schreibst?", will die eine Literaturagentin von Valerie erfahren.
"Ich dolmetsche in Schlachthöfen. Manchmal auch in Tierkörperbeseitigungsanlagen".
"Wie spannend!", zwitschert die zurück.
"Hauptsächlich anstrengend".
"Und du?", wendet sie sich an Patrick.
"Ich bin Soldat."
"Ah, ja. Bestimmt Komparse bei Valkyrie, richtig?"
"Komparse bei Valerie", kichert diese siegessicher in die Szene hinein.
"Nein, Berufssoldat. Bundeswehr. Ich töte Menschen, weißt du."
"Hauptberuflich?"
"Genau. Von montags bis freitags und jedes zweite Wochenende".
"Aber du schreibst auch, oder?!"
"E-mails, gelegentlich. Und meine Unterschrift auf Dienstanweisungen."

Als der Rechtfertigungszwang ob der angestauten Sexhungrigkeit bei Valerie überhand nimmt, beschließt sie, mit Schlüsselreizen zu agieren. Sie reißt der besten Freundin, die gerade ihren Säugling für die Heimfahrt fertig vermummt hat, den Kinderwagen aus der Hand und herrscht den Soldaten an, er solle sie beide gefälligst nach Hause begleiten. Berlin sei ja für Frauen gefährlich, und überhaupt.

Am Bahnhof Zoo würden sich ihre Wege theoretisch trennen, der charmante Hauptfeldwebel würde in der U2 sitzen bleiben, die beiden Freundinnen gemeinsam mit der U9 in den verruchten Norden weiterfahren. Da sie in ihrer angetörnten Laune glaubt, ihr Wille sei ihm Befehl, fordert Valerie Patrick nicht nachdrücklich auf, mit ihr gemeinsam die Bahn zu verlassen, sondern schiebt nur resolut den Wagen Richtung Ausgang, so dass ihr die müde junge Mutter gerade noch folgen kann. Als das „zurückbleiben bitte“ ertönt, sitzt Patrick noch in der U-Bahn. Wutschnaubend faucht Valerie „der sieht mich nie wieder“, „Drecksau“, „Weichei“ und was ihr sonst noch spontan an würdelosen Schimpfwörtern einfällt. Die delinquenten Libanesen, die sie ja ursprünglich als Grund für die Notwendigkeit einer männlichen Begleitung vorgeschoben hatte, nicken nur anerkennend und helfen, den Kinderwagen die Treppe zur U9 runter zu tragen.

Eine knappe Viertelstunde später siegt der Trieb in Valerie, sie besteigt ein Taxi und fährt zu Patricks Wohnung. Dieser gewährt ihr verwundert aber widerspruchslos Einlass, gibt vor, nichts von ihren erotischen Absichten geahnt zu haben und gibt sich der zwischen den beiden bereits etablierten Routine aus schweigsamer Leidenschaft hin.

Der nach einer halben Kiste Bier zu erwartende Harndrang treibt Valerie in der Nacht gefühlte zwanzig Mal ins Badezimmer. Beim dritten Mal will sie eine rauchen, findet im Bad aber statt Bademantel nur diverse Uniformteile auf, neben und in der Waschmaschine. Greift sich eine Flecktarnjacke. Schafft es nicht bis ins Bett, denn der Soldat ihrer Wahl hat das Spiel längst durchschaut. Nichts hält ihn mehr, endlich ist er gefügig, wirft sich mit gewaltiger und dennoch beherrschter Erregung erst hinter, dann unter Valerie
"Du beulst sie mir aus, die Uniform“, sagt er, als er wieder einigermaßen bei klarem Verstand ist.
"Kann ich die mitnehmen?"
"Auf keinen Fall. Ist kein Spielzeug"
"Schon klar. War trotzdem schön. Aber drin schlafen darf ich doch, oder"
"Meinetwegen", rollt er sich gähnend zur Seite.

Valerie liegt noch eine Weile wach.

Vic, du glaubst es kaum! Synästhesie in Flecktarn. Blut und Öl, Eros und Thanatos, alles wird gut. Besos, Val. textet sie schlaftrunken in ihr Mobiltelefon, damit sich die Gastgeberin auch ein wenig über den für sie so gelungenen Abend freuen kann.

Der Kampfgeschwächte wacht nun doch noch mal aus dem Halbschlaf auf und erkundigt sich, was die frisch Uniformierte denn im Morgengrauen mit dem Handy triebe. Die Antwort, man müsse sich ja doch noch für irgendwann am nächsten Nachmittag den Wecker stellen, scheint ihm fürs erste auszureichen. Man schläft noch eine Weile unruhig und kommt unabhängig voneinander zu dem Schluss, das Single-Dasein jenseits der Dreißig habe den entschiedenen Vorteil des Alleinschlafens.

"Monika Haas hat übrigens im Kinderwagen zwei Pistolen, sechs Handgranaten und ein Kilo Sprengstoff transportiert", gibt der nun vollständig Aufgewachte sachkundig von sich.
"Was soll das denn jetzt heißen?"
"Nix. Ich sag ja nur. Und jetzt husch, husch nach Hause, ich muss in den Waschsalon."

Ich lieb' dich nicht, du liebst mich nicht. Dadada... dudelt es aus dem iPod. Bloß gut, dass Nena vorübergehend die Klappe hält. Irgendwie wäre es doch stillos, kurz nach der gekonnt postmodernen Zweckentfremdung einer Uniform in pazifistische Achtziger-Tränen auszubrechen.

Als sie kurz darauf selbst schwanger ist, sucht Valerie in Online-Katalogen nach einem Kinderwagen im Camouflage-Design und beschließt, da sie keinen findet, selber einen zu entwerfen und den gesamten Erlös für die Kinder der in Afghanistan verunglückten Bundeswehrsoldaten zu spenden.
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dieblagen - 18. Feb, 16:37
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